Brief von Helmut Wandmaker

Liebe Freundinnen und Freunde 
der veganen Rohkost


Seien wir ehrlich, manchmal wollen wir Rohköstler es vielleicht nicht so richtig wahrhaben, und dennoch: Auch wir Verfechter einer durch und durch einfach-natürlichen Lebensweise werden älter, auch wir sind den ewigen Gesetzen der Natur unterstellt. Und so habe ich in diesem Jahre meinen 90. Geburtstag begangen. Ich möchte dieses Datum dazu nutzen, um euch alle wissen zu lassen, dass ich mich nun sozusagen von der Rohkost-Bühne verabschieden möchte. Seit meinem 85. Lebensjahr habe ich keine Vorträge mehr gehalten und keine Leserbriefe mehr beantwortet. Wenn ich jemandem dadurch nicht Genüge getan habe, so möge mir der- oder diejenige dies verzeihen. Aber es gibt Punkte im Leben eines jeden Menschen, an denen man innehält und sagt: Jetzt möchte ich mich ein klein wenig mehr um ganz persönliche Anliegen kümmern. Und mit dem Eintritt in mein zehntes Lebensjahrzehnt verspüre ich den Wunsch, mich stärker auf mich zu besinnen und die Zeit ganz besonders mit meinen Lieben um mich herum zu verbringen.

Die Zeitschrift WA-Aktuell wird es weiterhin geben, und, wie ich aus vollem Herzen hoffe, auch ganz, ganz lange. Um dies zu gewährleisten, habe ich in der vergangenen Zeit bereits einige Vorkehrungen getroffen und langsam und schleichend Aufgaben verteilt. Dabei habe ich dafür gesorgt, dass einige meiner Texte in der jüngsten Vergangenheit von "Ghostwriter", wie man die Reden- und Artikelschreiber zum Beispiel bei Politikern und Unternehmenslenkern nennt, verfasst wurden. Dies erfolgte in enger Abstimmung mit mir, und selbstverständlich ist nichts abgedruckt worden, hinter dem ich nicht voll und ganz hätte stehen können. Dies bestärkt mich nun in meinem Vertrauen, dass meine Grundlagen, meine Publikationen, ja mein Lebenswerk von meinem Team ganz in meinem Sinne weitergeführt werden. Denn es ist mein ausdrücklicher Wunsch, dass die Obstrohkost in Verbindung mit einer natürlichen Lebensweise mit frischer Luft, Bewegung, vielen Naturerlebnissen, reinem Wasser und fröhlichen Beziehungen und Begegnungen auch weiterhin vielen Menschen nahe gebracht wird. Die Menschen haben dies bitter nötig, genau wie die armen Tiere und auch Pflanzen, die allzu oft so sehr unter dem Menschen zu leiden haben.

Die natürliche Lebensweise ist im Grunde schlicht und einfach. Und genau so sollte auch WA-Aktuell sein. Hoffen wir, dass das Magazin irgendwann nicht mehr notwendig sein wird. Womöglich wäre dies das Paradies auf Erden für den Menschen - ohne Krebs, ohne Massentierhaltung und ohne Schlachthäuser. Denn wie sagte schon Wilhelm Busch: "Wahre menschliche Kultur gibt es erst, wenn nicht nur die Menschenfresserei, sondern jeder Fleischgenuss als Kannibalismus gilt!"

Wie schön wäre es doch, wenn auch ich eine solche Welt noch erleben könnte. Arbeiten wir daran, ohne den Mut und die Kraft zum positiven Denken zu verlieren. Dies ist nicht immer einfach, die Widerstände sind oft sehr groß. Doch schauen wir nicht auf die anderen, die gegen uns arbeiten. Schauen wir auf uns und essen wir die Nahrung frisch und roh, so wie sie uns am besten schmeckt, wie sie am angenehmsten riecht und wie sie unsere Augen verzaubert. Iss roh, dann wirst du froh, sagt ja schon der Volksmund.

Ihr Helmut Wandmaker
(Im Jahr 2006)